Kalender



Achtsamkeit – eine verlorene Gabe unserer Zeit?

Achtsamkeit – Eine Anleitung zu mehr Gelassenheit und Ruhe

Hallo Du. Na, hattest Du einen anstrengenden Tag im Büro? Bist Du schon zu Hause? Oder noch unterwegs? Liest Du diesen Artikel entspannt auf Deiner Couch, oder vielleicht eingequetscht in der Straßenbahn, mit einem Auge auf dem Aktienkurs und mit der linken Hand beim Tippen einer Nachricht an Dein Date von heute Abend, während die Rechte Deinen gut genährten Bauch tätschelt und Du Dir vornimmst, doch mal wieder im Fitnessstudio vorbeizuschauen? Spürst Du die Ruhe und Gelassenheit des wohlverdienten Feierabends in Dir aufsteigen oder pumpt die Rastlosigkeit noch immer Adrenalin durch Muskeln und Adern, während Dein Kopf Dir Meldungen sendet wie: Du musst noch einkaufen! Du musst noch deine Mutter anrufen! Du musst, Du musst, Du musst…

Unser Alltag – Eine ruhelose Zeit

Die zunehmenden familiären und gesellschaftlichen Anforderungen unserer Zeit bedingen Szenarien, wie das grade beschriebene Nachhausehektiken. Wir müssen alles in möglichst kurzer Zeit verrichten. Das meiste erledigen wir mechanisch, in Gedanken bereits bei der nächsten Verpflichtung. Den wachsenden Ansprüchen unserer Zeit begegnet unser Körper mit zunehmender Unruhe und Rastlosigkeit. Der Denker in uns steht niemals still. Wer kennt heute noch Zeit des genussvollen Alleinseins? Wer kann sich selbst noch etwas Gutes tun?

Achtsamkeit im Alltag wieder lernen

Achtsamkeit im Alltag wieder lernen

Unausweichlicher Verlust unseres Selbst!? – Achtsamkeit im Alltag für mehr Bodenhaftung und ein neues Selbst-Bewusstsein

Unsere Gedanken sind immer im Morgen oder im Gestern. Wer denkt noch an den Moment, in dem unser Leben eigentlich passiert? Die geschäftige Welt mit all ihren Reizen lenkt uns von unserer momentanen Realität ab. Unhaltbar verlieren wir den Bezug zu uns und unserer Umwelt. Dabei liegt die Kraft des Lebens im Augenblick!

Nur unsere eigene Verblendung verstellt uns den Weg auf diese simple Wahrheit, die wir bereits im Kindesalter erkennen durften. Wir alle wurden ermahnt achtsam zu sein. Beim Überqueren der Straße, beim Zähneputzen, beim Essen.

Alles was wir achtsam tun, gelingt. Zumindest meistens. Wir machen weniger Fehler. Es geschehen weniger kleine Ungeschicke und gefährliche Unfälle. Achtsamkeit ist also das Zauberwort für mehr Bodenhaftung in unserem Leben.

Doch was genau ist eigentlich Achtsamkeit, wie funktioniert sie und kann sie uns wirklich helfen, wieder zu mehr innerer Ruhe und Gelassenheit zu finden?

Die Wurzel der Achtsamkeitslehre liegt im Buddhismus – „Offenes, nichturteilendes Gewahrsein von Augenblick zu Augenblick“ (Jon, Kabat-Zinn)

„Stets voller Furcht ist dieses Herz, Stets voller Besorgnis ist der Geist
Durch Nöte, welche droh’n und solche, welche sind.
Furchtfreies Leben, gibt es solches denn?“

Die Tradition der Achtsamkeit ist viele tausend Jahre alt. Diese Verse aus der Zeit der Ursprünge der Lehre klingen, als würden sie unserer heutigen Zeit entspringen und doch sind sie bereits über 2500 Jahre alt. Im fernen Indien wurden sie von Zeitgenossen an den großen Menschheitslehrer Buddha gestellt. Nicht weniger aktuell ist auch die Antwort, die Buddha auf jene Fragen in Form Lehre (Satipatthāna-Methode: Geisteslehre durch Achtsamkeit) erwiderte. Der Kern dieser Lehre: Das „klare, unabgelenkte Beobachten der jeweils gegenwärtigen Erfahrung“ in jedem Augenblick. Das höchste Ziel der Geisteslehre der Achtsamkeit nach Buddha ist die Überwindung von Hass, Gier und Verblendung und ihre Auflösung in liebender Güte, innerem Frieden und Gleichmut und führt zu vorübergehenden Zuständen (states) oder verinnerlichten, überdauernden Merkmalen (traits).

Achtsamkeitstechniken – Die verschiedenen Formen der gemeinsamen buddhistischen Wurzel

Abseits von den verschiedenen buddhistischen Traditionen, in denen Achtsamkeitstraining in unterschiedlichen Formen eine Rolle spielt, hat sie längst auch Einzug in Coaching-Seminare für stressgeplagte Führungskräfte und Seminare zur Bewältigung von Krankheiten wie Depressionen oder auch Krebs, sowie in zahlreiche Ratgeber  aus dem Bereich Lebensführung und damit in unsere westliche Hemisphäre  gehalten.

Die in diesen Schulungen vermittelten Achtsamkeitstechniken gehen weit über die reine Meditation hinaus. Achtsamkeit wird vielmehr in den Alltag integriert (Alltagsachtsamkeit). Alltagsachtsamkeit bedeutet achtsam Zähneputzen und das Gesicht eincremen. Sie bedeutet beim Essen achtsam zu Kauen und zu Schlucken. Sie begegnet also überall und kann jeden Moment des Tages zu etwas Besonderen werden lassen, weil wir uns selbst in ihm spüren und erkennen, dass wir leben.

Achtsam Sein – Der achtsame Seins-Modus

Achtsam Sein ist stets verbunden mit einem bestimmten Seins-Modus. In ihm werden äußere und innere Reize bewusst bemerkt (vgl. z.B. Achtsamkeitsartikel II: Rosinen-Übung), die Aufmerksamkeit wird auf den gegenwärtigen Moment und seine Erfahrungen gelenkt. Im Gegensatz zu unserem normalen Autopilot-Modus werden automatische Reaktionen auf diese Erfahrungen unterlassen. Über das bewusste achtsam Sein besteht zudem Bewusstheit (Metakognition: Wir sind uns darüber im Klaren, dass wir bspw. achtsam die Zahnbürste über die Zähne gleiten lassen, die Borsten durch die Zahninnenräume, über die Flächen und Kanten fahren.). Aus dem teilhabenden Beobachten resultierende Handlungen geschehen bewusst. Zudem bedeutet Achtsamkeit die Erfahrungen, die gemacht werden, so zu akzeptieren, wie sie sind. Sie werden nicht bewertet oder eingeordnet, sondern mit Interesse und Neugier betrachtet. So, als würde man sie das erste Mal erleben.

Achtsames Leben – Selbstbestimmtes Leben

Achtsam leben, das heißt Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen! Für unsere Gedanken, Worte und die daraus resultierenden Handlungen.

Gelingt es uns, Achtsamkeit in unseren Alltag einzubinden, bekommen wir Zugriff auf eine vollkommen neue Quelle innerer Kraft. Können wir den Moment bewusst wahrnehmen, ihn erleben ohne zu bewerten und zu kategorisieren, haben wir die Möglichkeit unser gesamtes geistiges Potential auszuschöpfen und können uns in der Gegenwart vollkommen entfalten. Wir lösen uns von falschen Glaubensätzen und überholten Interpretationsmustern, wie auch von Manipulationen und Konditionierungen durch die Gesellschaft, unsere Kultur und unsere persönliche Geschichte. Wir laufen weniger Gefahr uns von anderen Menschen oder auch beruflichen Erwartungen einnehmen zu lassen und auszubrennen. Vielmehr ruhen wir in unserer Mitte, können aus ihr heraus selbstbestimmt und mit neuer Stärke zu uns unbekannten Ufern im Innern, wie im Außen aufbrechen.

Innere Spannungen, Unruhe und Hektik fallen durch achtsames Sein von uns ab und wir erleben uns und unser Leben durch diese neue Form der Selbstbestimmung auch wieder selbst-bewusster.

Eine kurze Reflexion – An dieser Stelle frage Dich…

Lebst Du bereits im Hier und Jetzt und achtest achtsam auf Deine Gedanken, auf die Dinge, die Dich umgeben, dann hast Du diesen Text Wort für Wort in Dich aufnehmen können. Hast ohne zu werten, die in ihm formulierten Gedanken auf Dich wirken lassen.

Sind Deine Augen rastlos von Zeile zu Zeile gehüpft, während Du gleichzeitig in Gedanken bei den großen und kleinen Schwierigkeiten des Tages und den Aufgaben des Abends verweiltes, könntest Du von ein paar kleinen Achtsamkeitsübungen für den Alltag profitieren. Diese findest Du in der Fortsetzung dieses Artikels unter folgendem Link:

Viel Spaß und Erfolg beim Üben. Namaste.

 

Quellen:

Anderssen-Reuster, Ulrike: Achtsamkeit, Das Praxisbuch für mehr Gelassenheit und Mitgefühl, Stuttgart 2013.

Nyanaponika: Geistestraining durch Achtsamkeit, Konstanz 1984, S.26.

Shan, Han: Achtsamkeit, Die höchste Form des Selbstmanagements, Berlin 2012.

Disclaimer

Liebe Leser,
unsere Texte unterliegen alle dem Urheberrecht und sind geschützt. Eine Verbreitung und Vervielfältigung des Textes ohne Einwilligung ist nicht zulässig. Verlinkungen zu dieser Seite dürfen vorgenommen werden und sind wünschenswert. Die Informationen sind alle nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und überprüft. Sie dienen nicht zur Selbsttherapie und sind zur Weiterbildung und für Interessierte gedacht. Wir haften nicht für Schäden, die auf indirekte oder direkte Art durch unsere Texte hervorgerufen werden. Sollten Sie ein Krankheitsverdacht haben, wenden Sie sich bitte an ihren Hausarzt.

Dir gefällt der Artikel? Teile ihn:

About Linda

Germanistin & Bloggerin aus BW. Kontakt unter: linda@vianatura-info.de
Kategorie : Harmonie, Haut and tagged .
« »

Kommentar: